Der Volksstamm, der zu Eroberungszügen und für Handelsreisen in See stach, wird in Skandinavien mit dem altnordischen Wort „vikingr“ bezeichnet. Vermutlich ist dieses Wort auch der Ursprung der mutigen Nordmänner, - der Wikinger. Allerdings steht "vikingr" auch für Rauben, Plündern und auf Beutezug gehen. Es könnte aber auch vom lateinischen Wort „vicus“ abstammen. Damit sind die fahrenden Menschen aus dem Nord- und Ostseeraum gemeint, die mit ihren Schiffen von Ort zu Ort und von Hafen zu Hafen gezogen sind. Nicht immer haben sie sich auf den Beutezügen aber barbarisch und wild aufgeführt. Aber Krieg war nur ein Teil des harten Lebens der Wikinger.
Die Wikingerzeit begann laut der Historiker mit dem Angriff auf das Kloster Lindisfarne am 8. Juni 793. In der englischen Grafschaft Nordthumberland gelegen, begannen vor dort die Erweiterungen der Wikinger und die Errichtung von Kolonien bis nach Island und Grönland. Eine genaue Zeitspanne für die Wikingerzeit ist geschichtlich nicht belegbar. Zwischen der Blütezeit und dem Ende der Wikingerzeit gehen Historiker aber von dem groben Zeitraum 800 bis 1050 aus.
Über Lindisfarne und den Überfall ist bekannt, dass am frühen Morgen des 8. Juni langgestreckte Boote mit Drachen- und Schlangenköpfen am Bug auf die Insel einfallen. Mit rund 60 Mann und mit Äxten und zweischneidigen Schwertern begehen die Normannen, die heutigen Wikinger, einen Überfall und plündern das Inselkloster.
Es folgte von da an für rund dreihundert Jahre eine Zeit des Terrors, in der die Nordmänner von Irland bis ans Schwarze Meer mit Raub und Mord durch die Länder zogen. Mit der Schlacht von Stamford Bridge endet laut der Historiker die Wikingerzeit. Am 25. September 1066 fand die entscheidende Schlacht zwischen Norwegern und Engländern statt. Die Norweger unterlagen blutig und die Zeiten der Wikinger waren beendet.
Durch Überbevölkerung in Norwegen zum Auswandern gezwungen, kämpften viele Wikinger von Grönland und Island aus. Dorthin waren die armen Skandinavier ausgewandert. Die Beutezüge dienten im Grunde dazu, die Lebensbedingungen der Einwohner zu verbessern. Im Handel treiben waren die bis zu 10.000 Bewohner der Regionen geübt. Da kam es dann gelegen, dass eingereiste Händler von fernen Ländern und leicht zu erobernden Schätzen berichteten. So begannen die Wikinger Raubzüge ab Mitte des 9. Jahrhunderts und es gab den ersten Kontakt zu christlichen Südeuropäern und den islamischen Mauren und Arabern.
Einen Großteil der europäischen Küsten wurde Schritt für Schritt von den bis zu 100 Schiffen zählenden Flotten geplündert. Asturien, Lissabon, die marokkanische Atlantikküste, Cadiz und Sevilla wurden nicht verschont. Danach ging es an die westatlantische Küste und die Straße von Gibraltar bis nach Murcia, Ibiza, Formentera, Mallorca und Menorca wurden nach ausgiebiger Plünderung wieder verlassen. Auch Griechenland, Ägypten, Rom, Pisa und die Carmargue bekamen Besuch von den räuberischen Wikingern.
Eine der größten Wikingersiedlungen der Welt liegt in Haithabu. Von hier aus brachen die Wikinger zu Ihren Handelstouren und Raubzügen auf. Die Siedlung an der Schlei lag günstig zwischen Ost- und Nordsee und hatte in ihrer Blütezeit bis zu 2000 Einwohner.
Besiedelt haben die Wikinger vor allem Norwegen, Schweden und Dänemark ab dem 11. Jahrhundert. Finnland gehört zwar heute auch zu Skandinavien, war aber nie von Wikinger besiedelt. Über ihre erfolgreichen Beutezüge und kluge Schachzüge in den regionalen Kriegen nahmen sie aber auch Süditalien und Sizilien ein. In der Normandie fügten sich Wikinger ebenfalls schnell und leicht ein. Dort waren Sie nach einer Abmachung mit dem französischen König, zum Schutz vor zukünftigen Überfällen, sesshaft geworden.
In Mitteleuropa waren die Wikinger nicht nur mit kriegerischen Absichten unterwegs. Sie waren auch Händler, die Güter wie Honig, Wachs, Bernstein und Felle tauschten. Begehrt bei den Händlern waren vor allem Silber, Seide, Brokat, Gewürze, Helme, Edelmetalle und Rüstungen. Auch Sklaven gehörten zum Handel. Sie wurden an den vorderen Orient verkauft oder mussten auf den Wikingerschiffen dienen.
Neben den kriegerischen Bereichen war aber auch der Alltag Teil des wikingischen Lebens. Zum einen auf den großen Reisen im Frühling und Sommer als auch für die örtlichen Dorfgemeinschaften gab es eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen. Die männliche Bevölkerung hoffte an Bord auf guten Wind oder ruderte selbst. Dazwischen erzählte man sich spannende Geschichten. Aber Pausen waren eher selten.
An Land mussten sie ein großes Zelt errichten, Feuer machen und Essen zubereiten. Auch die Kleidung wurde gewaschen und getrocknet. Abends am Feuer erzählte man gerne Geschichten von Göttern und berühmten Helden.
Zuhause mussten sich die Frauen und Kinder um die Pflege des heimischen Gehöfts kümmern. Kind und Vieh musste versorgt werden und eine große Last lag auf den Frauen. Viele Kinder starben früh, was zu einer erschwerten Absicherung der Frau führte, falls ihr Ehegatte nicht von seinen Beutezügen zurückkehrte.
Auf Grund der widrigen Witterung hat der Wikinger mehrere Schichten Kleidung getragen. Die Kleidung musste bequem sein und bestand aus eigenhändig gesponnenen und gewebten Stoffen. Sie waren entweder aus Wolle oder Leinen hergestellt und mit mineralischen oder pflanzlichen Farben gefärbt. Die typischen Farben waren grün, rot, blau, gelb oder braun. Mit Pelzen oder Wollumhängen sowie Kopfbedeckungen wurde sich gegen das kalte Wetter geschützt. Kinder wurden ähnlich wie ihre Eltern gekleidet.
Wikinger waren stolz auf ihr Aussehen und legten besonderen Wert auf ihre Kleidung und ein gepflegtes Erscheinungsbild. Die reichen Überröcke und Gewänder reichten bis zum Knöchel und die Füße wurden mit langen Lederstiefeln gewärmt. Wollene Hemden und lange Tuchhosen für den Herrn. Frauen trugen aufwendige Kleider und die Umhänge wurden mit den sogenannten Fibeln, einer Brosche, an den Schultern zusammengehalten.
Schmuck hatte besonders bei den Frauen der Wikinger eine große Bedeutung. Einerseits wurde Schmuck von den Raubzügen mitgebracht und zeugte von Reichtum und Erfolg des Gatten. Aber auch als heidnisches Zeichen gegen die Verbreitung des Christentums wurde ein Schmuckstück getragen: Der Thorhammer, Mjöllnir genannt.
Der Thorhammer gehörte dem Wikingergott Thor und er kämpfte damit nicht nur, sondern weihte auch alles, was schützenswert ist. Auch zum Ritzen der Runen wurde er verwendet. Hergestellt wurde der Thorhammer vom Zwerg Sindri aus Uru-Erz und mit einem zu kurzen Stil versehen. Thor, Sohn des Göttervaters Odin, erhielt den Hammer mit seiner wunderbaren Kraft, immer wie ein Bumerang in die Hand des Werfers zurück zu kehren. Die Waffe galt außerdem als stärkste damals je existierende unbesiegbare Waffe und verfehlte niemals ihr Ziel.
Auch heute noch wird der Thorhammer gerne als silbernes Amulett getragen und steht für Stärke und Kraft des Trägers. Er sorgt für Ordnung im Leben und ist auch ein bekanntes und weit verbreitetes Zeichen für das Heidentum. Ungeachtet seiner Symbolik und Verbreitung in der rechten Szene wird der Thorhammer aber auch als populäres Schmuckstück ohne symbolische Bedeutung getragen.
Die typische Bewaffnung eines Wikingers sah wie folgt aus:
-Das einschneidige Hiebmesser, auch Sax genannt, trug man häufig auf der rechten Seite. Die Saxe waren relativ kurz, hatten eine lanzettenförmige Form mit einem abgeknickten Hals und liefen spitz zu.
-Äxte waren die wohl vorherrschende Waffe und Funde deuten auf unterschiedliche Abmessungen hin. Sie stand jedem Mann im Haushalt als Werkzeug zur Verfügung und war auch für arme Wikinger erschwinglich.
-Keulen galten nicht als die beliebtesten Waffen und sind keine typische Waffe. Jedoch trug Wilhelm dem Eroberer eine Keule aus Rosenholz, als er das Heer in die Schlacht von Hastings führte.
-Speere hingegen wurden häufig von den Wikingern verwendet. Als Kurzspeer zusammen mit dem Schild oder als große Lanze im Schiffskampf. Die Wurfspeere hatten in der Regel einen Schwungriemen, der für eine größere Reichweite und Durchschlagskraft sorgte.
-Pfeil und Bogen waren auch zur Wikingerzeit bekannt und wurden in hoher Zahl bei Ausgrabungen gefunden.
-Helme dagegen wurden nur sehr selten gefunden. Aber es gibt eine Vielzahl von Abbildungen aus dieser Zeit, in denen die Wikinger Helme tragen. Allerdings ist man sich sicher, dass ein schützendes Kettengeflecht vor das Gesicht gezogen wurde. Es ließ nur noch die Augen frei und wurde mit einem Haken am Nasal des spitzkegeligen Helmes befestigt.
-Außerdem sind Kettenhemden, die sogenannten Brünnen, historisch belegt und das Tragen eines Schildes. Diese waren gerade zum Ende der Wikingerzeit hin in Tropfenform, so dass sie im Kampf auch die Beine schützten.
Im Jahre 982 segelte der wegen Totschlags dem Lande verwiesene Wikinger Erik der Rote nach Grönland. Er erkundete vor allem die Südspitze, wo er ähnlich den heutigen Bedingungen grünes und fruchtbares Land vorgefunden haben dürfte. Nach seiner Verbannung von 3 Jahren folgten ihm aber 25 Auswanderschiffe aus Island. Nur wenige kamen lebend an. Aber die, die es schafften, lebten in weit verbreiteten Siedlungen rund 300 Jahre lang an der grönländischen Küste. Rund 3.000 Wikinger fanden in dem unwegsamen Land mit den gigantischen Inlandseismassen eine neue Heimat.
986 machte sich dann der Wikinger Bjarni Herjulfsson von Island nach Grönland auf und kam vom Kurs ab. Historiker gehen davon aus, dass er der erste Europäer war, der Amerika gesichtet hat. Um das Jahr 1000 herum kam dann Leif Erikson von Grönland aus an der Küste des damaligen Kanadas in Amerika an. Er betrat also als erster Europäer Amerika, welches dann erst von Christoph Columbus entdeckt wurde. Amerika hieß unter Leif, einem Sohn des Erik des Roten, Vinland. Der Sage nach, weil er an der Küste Neufundlands, wo er das erste Mal an Land ging, wildwachsende Weintrauben vorfand.
Nach Leif versuchten noch weitere Wikinger auf dem neuen Land Fuß zu fassen. Doch die Siedlungsversuche dauerten nur 3 Jahre und wurden dann abgebrochen. Man kehrte wieder nach Hause zurück.